Die Bewerbung:

Nach erfolgreicher Bewerbung erhielt ich ein Telefonat und anschließend auch noch eine schriftliche Verständigung, mit allen Details und Regeln zur Sendung. Darin enthalten waren unter anderem folgende wichtige Informationen: Datum, Uhrzeit und Drehort, sowie die Adressen der beiden anderen Lokale, welche ich testen sollte. Außerdem gab es noch den Hinweis, dass mir pro Lokal 70 € ersetzt werden, sofern ich die Rechnung mit Angabe der Mehrwertsteuer zum Drehtag mitbringe.

 

Mein Drehtag in der Ottakringer Brauerei:

Bereits von weitem konnte man den Brauprozess erschnüffeln, nicht unbedingt ein sehr appetitanregender Wegweiser, zur Ottakringer Brauerei. Am Hopfenboden im 2.Stock war das W24-Studio aufgebaut. Kameramänner, Tontechniker, Regisseur, Beleuchter und Maskenbildnerin waren bereits anwesend. Es gab ein erstes Vorgespräch mit dem Regisseur und wir Gäste hatten die Gelegenheit uns ein wenig kennenzulernen. In der Zwischenzeit kam auch der Journalist und Moderator Florian Holzer dazu. Er begrüßte alle Gäste sehr höflich und beantwortete offene Fragen.

Witziges Detail am Rande:
 
Florian Holzer kam ganz legier in kurzen Hosen und T-Shirt zu Sendung. Für die Aufzeichnungen wurde ihm lediglich noch ein elegantes Hemd sowie Sakko hergerichtet.

 

Während unseres Gesprächs erkundigte ich mich, inwieweit berechtigte Lokalkritik erlaubt bzw. erwünscht sei. Mir war nämlich aufgefallen, dass noch in keiner einzigen Sendung auch nur die kleinste Kritik von den Gästen gekommen war. Ich äußerte meinen Verdacht, dass dies möglicherweise rausgeschnitten wurde.

 

Florian Holzer versicherte mir und auch den anderen Kandidaten, dass es leider noch niemals vorgekommen sei, dass Gäste sich auch nur etwas kritischer über ein Lokal geäußert hätten „alle wären immer so enthusiasmiert gewesen“. 

 

Selbstverständlich würden auch kritische Kommentare sehr willkommen sein und garantiert nicht rausgeschnitten werden. Nach diesen Worten kündigte ich meine Absicht an, mich über ein Lokal etwas kritischer äußern zu wollen, was Florian Holzer sehr begrüßte.

Danach kam die sehr freundliche Maskenbildnerin, mit ihren Utensilien, und bat jeden Gast nacheinander zu sich. Irgendwann war auch ich dran mir meine dunklen Augenränder und andere Unzulänglichkeiten mit diversen Cremen und Puder mittels eines Schwämmchens bzw. Pinselchens wegschminken zu lassen. 

 

Bevor die Aufzeichnung begann und wir uns zum eingedeckten Studiotisch setzen konnten wurden wir noch mit Mikrofonen verkabelt. Schließlich wurden uns die Plätze zugewiesen und die Beleuchter brachten ihre Scheinwerfer in Stellung. Für die Tontechniker mussten wir in normaler Sprechlautstärke noch eine Tonprobe abgeben. Die Beleuchter haben danach noch ewig lange herumhantiert und geschaut ob wirklich alles gut ausgeleuchtet war und es keine Schatten mehr gab. Dazwischen kam noch einmal die Maskenbildnerin und schminkte die Gäste und den Moderator noch nach. Dies wurde auch bei den diversen Unterbrechungen immer wieder wiederholt. 

 

Florian Holzer konnte die An- sowie die Abmoderation von einem Teleprompter ablesen. Die Scheinwerfer waren unheimlich heiß, und blendeten mich ständig. Ich war zudem sehr nervös und anfänglich auch ein wenig unsicher.

 

Es wurde in einem durch gedreht. Unterbrechungen gab es höchstens, wenn die Polizei, Rettung oder Feuerwehr mit Sirenengeheule vorbeifuhren. 

 

Florian Holzer stellte nacheinander die Kandidaten vor und auch das Lokal, welches der Gast als sein „Lieblingsrestaurant“ angegeben hatte. Begonnen wurde mit dem Gast Mario, der das Kussmaul 2.0 von Spitzenkoch Mario Bernatovic näher vorstellte. Als der IT-Spezialist Mario, aus dem Waldviertel, danach gefragt wurde wie er ausgerechnet auf das Kussmaul 2.0 gekommen ist: antworte dieser inhaltlich, dass er den Koch vom Kussmaul 2.0 persönlich kennen würde. Er habe die Kochkunst von Mario Bernatovic bereits vom Motto am Fluss und Kussmaul am Spittelberg schätzen und liebend gelernt. Florian Holzer fasste dann zusammen, dass er den Koch auf seinen Karriereweg begleiten würde, was vom Gast Mario bejaht wurde.

Danach ging es um kulinarische Details und Florian Holzer lies den Gast Mario genügend Raum und Zeit um von dessen Lieblingsrestaurant zu schwärmen. Danach wurden die Volksschullehrerin Julia aus dem 22. Bezirk und der gelernte Bäcker aus dem 21. Bezirk (ich) nach unseren Eindrücken zum Kussmaul befragt und was wir dort gegessen haben.

 

Kulinarisch hatte ich am Kussmaul wirklich nichts auszusetzen, allerdings das Preis-Leistungsverhältnis war für mich nicht wirklich stimmig. Die Portionen waren für Vorspeisen zu klein und zu teuer und für angebliche Tapas zu groß. Das Lokal ist außerdem zu dunkel und die Technomusik viel zu laut. Ich konnte mit dem Konzept so überhaupt nichts anfangen: da es weder Restaurant, noch Tapas-Bar oder Vinothek war. Es war ein undurchschaubarer Mischmasch von allem. 

 

Außerdem habe ich noch die Speisekarte angesprochen und das z.B. beim Rip Eye Steak um immerhin 60€die Gramm nicht angegeben wurden, es steht stattdessen drauf „für zwei Personen“ geeignet. Diese Angaben finde ich sehr unbefriedigend und nicht wirklich aussagekräftig. 

 

Ich habe mir übrigens das vakuumierte Steak im Kussmaul 2.0 zeigen lassen, dies dürften zirka 400-450 Gramm Steak gewesen sein. Meiner Ansicht nach reicht diese Menge nur vereinzelte für mehrere Personen, der Standard-Gast wird dies wohl oder übel alleine konsumieren können ohne damit jetzt ein Problem zu haben. Vor allem eingefleischte Steak-Esser.

 

Es gab somit erstmals in der Sendung Kritik und sogar ein kleines Streitgespräch. Florian Holzer hat uns danach wissen lassen, dass dies die spannendste und unterhaltsamste Sendung gewesen wäre.

 

Meine Sitznachbarin war etwas zurückhaltend und auch nicht wirklich gesprächig, in einigen Punkten konnte sie mir jedoch beipflichten, was dem Gast Mario sichtlich etwas verärgert hatte. 

 

Vor der Sendung hatte mir Mario, aus dem Waldviertel, noch anvertraut, dass der Schweinsbraten von Patrick Pavlon ganz hervorragend gewesen sei, und auch das Steak lobte er in den höchsten Tönen. Lediglich am Teig von den Mohnnudeln hatte er etwas auszusetzen, allerdings sei dies wirklich meckern auf ganz hohen Niveau, wie er mir versicherte.

 

Nach meiner in der Sendung angebrachten Kritik gegenüber dem Kussmaul 2.0 war er anschließend jedoch dem Schrammelbeisl gegenüber bzw. auch mir sehr viel kritischer.

Bei Julia (meiner Sitznachbarin) hatte ich fast das Gefühl als würde ihr Essen nicht so wirklich etwas bedeuten bzw. wichtig sein. Ohne wirkliche Begeisterung schildete sie, was sie gegessen hatte oder nicht gegessen hatte bzw. nicht konnte oder wollte. Selbst die Begeisterung für Portugal und für die portugiesische Küche konnte man nicht wirklich spüren. 

 

Das kulinarische Duell fand fast ausschließlich zwischen mir und Mario statt.

 

Beim Senhor Vinho kam ich erstmals so richtig ins Schwärmen und erzählte von den gigantisch guten Gambas welche in Cognac, Piri-Piri, Knoblauch und Koriander heiß angebraten und anschließend mit der Pfanne serviert wurde. Außerdem habe ich vom unglaublich guten Service geschwärmt und vom schönen Ambiente. 

 

Schließlich kam auch mein Lieblingsrestaurant an die Reihe. Ich schilderte meine kulinarischen Eindrücke und war in meiner Begeisterung kaum zu bremsen. Ich lies mich sogar zu der Bemerkung hinreißen, das Patrick Pavlon ein „Gott“ und sein Steak „besser als Sex ist“.

Nach der zweistündigen Aufzeichnung wurde uns noch gesagt, dass die Ausstrahlung im Oktober sei. Wir werden noch rechtzeitig verständigt werden. Außerdem wurde uns mitgeteilt, dass sie jetzt genügend „Material hätten“, die Sendung aber dennoch auf eine halbe Stunde konzipiert ist und wir nicht böse sein sollen, aber es werde natürlich sehr vieles rausgeschnitten werden müssen. Es geht halt nicht anders.

 

Es war für mich ein einzigartiges und sehr aufregendes Erlebnis, welches ich jederzeit wiederholen würde.

 

Abschließend möchte ich noch einer Bitte von Florian Holzer nachkommen. Dieser hat uns darum gebeten Freunden und Bekannten, die ebenfalls für gute Gastronomie brennen, dieses Format zu empfehlen und sie auch zu ermuntern sich zu bewerben. Dieser Bitte komme ich selbstverständlich hiermit sehr gerne nach.

 

Bewerbungen und weitere Infos zur Sendung unter: www.w24.at/Hats-Gschmeckt.